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Original-Oldtimerszene - Pfenninger - Elfe PM 1
 

 

Elfe PM 1

 

 

Die wohl großartigste Konstruktion Werner Pfenningers war die über einen Zeitraum von fünf Jahren, nämlich 1943-1948,

entwickelte und gebaute Elfe PM 1, Nr. 516. Das M steht für Albert Markwalder. Er leistete als Maschinenbau-Ingenieur

wertvolle Arbeit bei vielen Detailkonstruktionen, Zeichnungsarbeiten und Berechnungen. Mit einer Spannweite von 15,40 m

und der Flügelfläche von 11,7 m² ergab sich ein hohes Seitenverhältnis von 20,3. Die 1943 selber entwickelten, speziell für

die Elfe PM 1 bestimmten, sehr dünnen Laminarprofile waren im Innenflügel 13,3% und im Außenflügel 10,5% dick.

Der stark eingeschnürte Rumpf, aerodynamisch sehr gute Ausbildung aller Übergänge und eine hervorragende Bauausführung

ergaben eine fantastische Gleitzahl von 43 bei 84 km/h, die nach heutigen Erkenntnissen durchaus erreicht worden war.

Die ungefähr der heutigen FAI-Rennklasse entsprechende Maschine war damit seiner Zeit weit voraus.

Gebaut wurde die Elfe PM 1 vom Segelflugzeugbau HUSCH (Huber und Schmid) in Stein am Rhein. Werner Pfenninger,

der sich den Erstflug am 11. Februar 1948 auf der Allmend in Frauenfeld nicht nehmen ließ, hatte sie für seinen Freund

Karl Huber konstruiert, der nach dem Erstflug mit etwa acht Flügen die Flugerprobung begann. Den zehnten Start führte

der kurz vor der Hochzeit stehende Miterbauer Ernst Schmid aus. Dabei musste er offenbar längere Zeit mit ca. 95 km/h

geflogen sein. Vom Boden aus konnte ein immer stärker werdendes Seitenruderflattern festgestellt werden, bis schließlich

das ganze Ruder mit einem Knall abbrach. Das Flugzeug blieb jedoch steuerbar, sodass Ernst Schmid den Gegenanflug

fortsetzen, in flach geflogenen Kurven zuerst in den Queranflug übergehen und dann zum Endteil ansetzen konnte.

In etwa 100 m Höhe muss sich nach Aussagen des Arztes wohl der Schock ausgewirkt haben, worauf die vom

Luftamt bereits abgenommene Elfe fast senkrecht am Boden aufschlug. Der 26jährige Pilot erlag den schweren Verletzungen.

Wie hatte das passieren können? In der Elfe PM 1 waren viele Ideen erstmals ver­wirklicht worden. Beispielsweise war

das Pendelseitenruder zusätzlich mit einem schmalen Hinterkantenruder versehen. Beide schlugen gleichsinnig aus. Die dadurch

erreichte, große Wirksamkeit ermöglichte kleine Ruderausschläge mit entsprechender Widerstandsverminderung. Die durch

Bälle gefederte Landekufe war vollständig im Rumpf versenkt worden. Die Beschläge waren nicht verschraubt, sondern mit

Araldit-Kunstharz geklebt. Am Flügel wurden völlig neue, für die damalige Zeit viel zu dünne Laminarprofile verwendet, die

auch heute noch als recht gut gelten. Werner Pfenninger erzählte mir anläßlich eines seiner Besuche, dass er den Nasenradius

jetzt kleiner wählen würde.

Ein weiteres Problem ergab sich, als ein neuartig konstruierter Probekastenholm bei der Belastung die errechneten Werte nicht

erreichte. Ratlos machte man sich auf die Suche nach den Ursachen. Da der verwendete Leim im Innern des Holmes nicht richtig

abbinden konnte, löste man das Problem durch eine aufwendige Belüftung des Holmkastens. So stellten sich dem Konstrukteur

und den Erbauern immer wieder neue Schwierigkeiten in den Weg. Die geleistete, enorme Pionierarbeit war darum sehr

zeitraubend, sodass sich die Fertigstellung stark verzögerte.

Nun hatte das Luftamt die Ausrichtung einer bereits versprochenen Subvention in Frage gestellt, falls der Erstflug noch lange

auf sich warten lasse. Da man aber auf dieses Geld dringend angewiesen war, entschloss man sich zum Erstflug, obwohl die

Flatterberechnungen für das Seitenruder nicht termingerecht abgeschlossen werden konnten. Diese widrigen Umstände führten

schließlich in tragischer Art und Weise zum verhängnisvollen Unfall, wobei heute völlig unbestritten ist, dass weder den

Konstrukteur, noch die Erbauer irgendwelche Schuld traf.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 1948 führte Werner Pfenninger die Flatterberechnungen für das Seitenruder zu Ende.

Dabei stellte sich 95 km/h als die kritische Geschwindigkeit heraus. Versuche im Windkanal bei Sulzer in Winterthur bestätigten

die Resultate dieser Berechnungen. Selbst mit massivsten Verstärkungen versehen geriet das Seitensteuer ins Flattern und brach

ab. Dieses Problem hätte sich jedoch mit einem Massenausgleich ohne Schwierigkeiten lösen lassen.

Rippensätze und weitere Bauteile für ca. zehn Flugzeuge waren umsonst gefertigt worden. Schon erfolgte Bestellungen wurden

rückgängig gemacht, der Preis für den bereits verkauften Prototyp musste zurück erstattet werden. Der Verlust des Freundes

Ernst Schmid und riesige persönliche und finanzielle Probleme bedeuteten vorläufig das Ende dieser vielversprechenden

Konstruktion. Der Rumpf für eine geplante Serienversion wurde beim Segelflugzeugbau HUSCH zwar noch gebaut, das

Flugzeug, eine Elfe PM 3 mit eingestrakter Haube, Einziehfahrwerk und geneigtem Seitenleitwerk, wurde aber nie fertig gestellt

und verbrannte 1973 bei einem Werkstatbrand in Stein am Rhein.


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